Jüngere klinische und experimentelle Daten weisen auf eine komplexe humorale Regulation und wichtige Rolle von Autoimmunphänomenen bei der Herzinsuffizienz und besonders bei der dilatativen Kardiomyopathie (DCM) hin. Vor allem stimulierende Autoantikörper gegen den für die Kontraktion und Relaxation des Herzens wichtigen Beta1-adrenergen Rezeptor (Anti-ß1-Ak) scheinen bei vielen Patienten die Entstehung und den Verlauf der Herzinsuffizienz entscheidend zu beeinflussen. In einem human-analogen Tiermodell konnte kürzlich ein kausaler Zusammenhang zwischen Herzschädigung und stimulierenden Anti-ß1-Ak nachgewiesen werden. Beim Menschen aber sind die Prävalenz stimulierender Anti-ß1-Ak in Abhängigkeit von Art und Schwere der vorliegenden Myokard-Erkrankung, sowie die Abfolge der Ereignisse, die zur Entstehung solcher Autoantikörper führen (Genese) bis heute nicht systematisch untersucht.
Weil herzinsuffiziente Patienten meist auch eine Schädigung des humoralen und zellulären Immunsystems aufweisen wird vermutet, dass die Entstehung Rezeptor-spezifischer Autoantikörper Ausdruck einer fehlgeleiteten oder überschießenden Immunreaktion auf mikrobielle Erreger oder auf freigesetzte nekrotische Myokardbestandteile sein könnte.
Ziel des Projekts ist, die Prävalenz von Anti-ß1-Ak nun erstmals an größeren, gut charakterisierten Patientenkollektiven mit Herzinsuffizienz unterschiedlicher Ursache zu untersuchen. Aus dem Vergleich von Ak-Status/Ak-Entwicklung (Titer) und klinischem Verlauf kann dann die prognostische Relevanz von Anti-ß1-Ak abhängig von der zugrundeliegenden Myokard-Erkrankung ermittelt werden. Weiterhin soll geklärt werden, ob es beim Menschen einen Zusammenhang zwischen einem akuten inflammatorischen oder ersten ischämischen Myokardschaden und der Entstehung stimulierender Anti-ß1-Ak gibt (Korrelation von Ausmaß der Myokardschädigung mit Zeitpunkt des Auftretens, Höhe und Verlauf der Ak-Titer).
Die Entstehung und klinische Bedeutung von Autoantikörpern gegen Rezeptoren der Herzmuskelzellen (Beta-1-Rezeptoren) wird seit 2009 in einer umfangreichen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten klinisch-diagnostischen Studie untersucht (ETiCS-Studie). Dabei kommt eine neue Fluoreszenz-basierte Antikörper-Detektionsmethode (FRET-Assay) zum Einsatz.
Im Rahmen des Förderprogramms „Molekulare Diagnostik“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird die diagnostische ETiCS-Studie prospektiv weitergeführt. Durch die prospektive Untersuchung eines gut definierten Patientenkollektivs lassen sich einschlägige Erkenntnisse zur Bedeutung von Autoantikörpern bei Herzkrankheiten erwarten.
Prof. Dr. Roland Jahns
Universitätsklinikum Würzburg
Interdisziplinäre Biomaterial- und Datenbank Würzburg (ibdw)
Tel.: +49 (0)931 20146368
E-Mail: ed.grubzreuw-inu.kinilknull@r_snhaj